Vermögensmanagement: Angemessene Renditen bei ausgewogenem Risiko - So geht’s

Vermögensmanagement

Angemessene Renditen bei ausgewogenem Risiko: So geht’s.

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Doch im Rahmen des Vermögensmanagements soll das Risiko beherrschbar bleiben. So kann es gelingen.

Nur wer bereit ist, Risiken einzugehen, wird als Anleger derzeit eine angemessene Rendite im Depot erzielen können. Mit fundiertem Risikomanagement und kluger Diversifikation können sich mögliche Chancen besser nutzen lassen.

So etwas wie einen Ruhepol im Depot gibt es im Vergleich zu früher nicht mehr. Festverzinsliche Wertpapiere, emittiert von Staaten, deren Zahlungsfähigkeit über jeden Zweifel erhaben schien, lieferten Anlegern über Jahrzehnte meist eine solide und angemessene Rendite. Sie waren für Anleger der Rückzugsort –auch in turbulenten Zeiten, in denen an den Börsen Aktienkurse oder Rohstoffpreise fielen.

In der Finanzkrise der vergangenen Jahre sind diese scheinbar sicheren Anlagen verschwunden, die Vermögensplanung ist schwieriger geworden. Mit weltweit steigenden Staatsschulden ist das Vertrauen in die Bonität vieler Emittenten verloren gegangen – auch wenn sich einige Krisenherde ein wenig beruhigt haben, wie das Ende der finanziellen Stützungsmaßnahmen für Griechenland und das zarte Wirtschaftswachstum ab dem Frühjahr 2018 zeigen. Die vermeintliche Sicherheit einer Bundesanleihe ist dagegen nur noch für den fast vollständigen Verzicht auf Zinsen zu haben.

Wenn selbst geringe Renditen zur Herausforderung werden

Die Zinsen sind niedrig: Investoren, die eine verlässliche Kapitalrendite erwirtschaften wollen, müssen größere Risiken eingehen – sowohl bei den noch als solide geltenden staatlichen Anleihen als auch bei Aktien und anderen Wertpapieren mit ihrer hohen Volatilität. Bei der Kapitalanlage müssen diese dann wohlüberlegt ausbalanciert werden. Denn heute können an den Kapitalmärkten auch langfristig Verhältnisse vorherrschen, in denen selbst mit hoher Risikobereitschaft kaum Renditen erzielt werden können.

Thomas Scharf Leiter des Strategieteams in der Vermögensverwaltung der HypoVereinsbank (HVB)

"Im Zuge der Finanzkrise sind zahlreiche neue Quellen der Unsicherheit hinzugekommen."

Thomas Scharf
Leiter des Strategieteams in der Vermögensverwaltung der HypoVereinsbank (HVB)

Die Geldpolitik des „Quantitative Easing” – das Bemühen der Zentralbanken, die schwächelnden Volkswirtschaften mit überreichlicher Liquidität vor einem Absturz in die Deflation zu bewahren – stellte Anleger, die Vermögenszuwachs oder zumindest -erhalt anstreben, spätestens seit 2008 vor ganz neue Herausforderungen – und damit auch das Vermögensmanagement durch die Vermögensverwalter.

Viele der alten Lehrbuchweisheiten helfen nicht mehr. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die US-Notenbank längst die Abkehr vom „Quantitative Easing“ vollzogen hat und sich auch in Europa eine ähnliche Entwicklung abzeichnet, wie das Ende des EZB-Programms für den Kauf von Staatsanleihen zeigt.

„Im Zuge der Finanzkrise sind zahlreiche neue Quellen der Unsicherheit hinzugekommen”, erklärt der Leiter des Strategieteams in der Vermögensverwaltung der HypoVereinsbank, Thomas Scharf. „Es wirken Kräfte am Markt, die nur schwer einzuschätzen sind. Deshalb ist es unabdingbar, sich auf ganz unterschiedliche Zukunftsszenarien einzustellen.”

Die Schwellenländer schwächeln

Denn durch die Politik des leichten Geldes ist so viel Liquidität im Markt, dass Anlagemöglichkeiten knapp werden. Deshalb bestimmen mehr und mehr spekulative Motive statt fundamentaler Faktoren die Preise und Kurse. Ändern sich die Erwartungen, kommt es schnell zu massiven Kapitalbewegungen, die Kurse bewegen können, ohne dass die Fundamentaldaten sich geändert haben. Oder es besteht die Gefahr, dass sich wegen der hohen Nachfrage bei begrenztem Angebot Spekulationsblasen bilden – etwa auf dem Immobilienmarkt.

Weitere Unsicherheiten ergeben sich aktuell durch die Wachstumsschwäche der großen Schwellenländer. Russland, Brasilien und vor allem China haben mit ihrer Aufholjagd über viele Jahre die Weltwirtschaft angetrieben. Doch Teile der BRICS-Staaten scheinen ausgepowert, Russland leidet unter Sanktionen, Brasilien unter Korruption und politischem Chaos. China türmt Schulden auf, deren Risiken kaum abzuschätzen sind.

Derweil scheint die EU trotz der Politik des leichten Geldes nicht aus der Krise zu kommen, und in den USA sorgt ein mitunter erratisch agierender Präsident Donald Trump für nachhaltige Verunsicherung an den Finanzmärkten.

Philipp Stadler Risiko- und Performancemanager bei der HypoVereinsbank
"Die Risiken bei der Anlage sind vielfältiger geworden – und damit auch die Anforderungen an das Risikomanagement."
Philipp Stadler
Risiko- und Performancemanager bei der HypoVereinsbank

Für die Strategen in der Vermögensverwaltung ist die enge Abstimmung mit den Risikomanagern in Zeiten wie diesen noch wichtiger als sonst.

„Die Risiken bei der Anlage sind vielfältiger geworden – und damit auch die Anforderungen an das Risikomanagement”, beschreibt Philipp Stadler, Risiko- und Performancemanager bei der HypoVereinsbank, die Lage. Wenn auskömmliche Renditen nur noch mit höheren Risiken zu erzielen sind, erfordert das auch eine erhöhte Wachsamkeit. Schnell auf Veränderungen zu reagieren ist nötig, um die langfristigen Ziele der Anleger zu erreichen.

Stadler: „Unsere Aufgabe ist es, den Kollegen aus der Strategieplanung die Risiken aufzuzeigen, anhand derer sie ihre Anlageentscheidungen und -empfehlungen überprüfen können.”

Geldanlagen - Sieger und Verlierer

Jede Anlageform unterliegt anderen Einflüssen. So können sich beispielsweise Aktien, Bundesanleihen und Rohstoffe jedes Jahr unterschiedlich entwickeln. In der Tabelle sehen Sie die Gewinner und Verlierer zwischen 2012 und 2018 (Stand: 31.07.2018).

Geldanlagen - Sieger und Verlierer


Risikomanagement kann mögliche Verlustquellen aufzeigen

Eine quantitative und qualitative Einschätzung der Risiken ist heute mehr denn je die Grundlage für sinnvolle Investitionen. Der Einsatz eines fundierten Risikomanagements ist dabei unabdingbar. Denn nur mit dem Wissen um mögliche Gefahren (siehe beispielsweise die oben erwähnten Risiken wie niedrige Liquidität im Markt, Wachstumsschwäche der Schwellenländer oder Spekulationsblasen), die zu Wertverlusten führen können, sowie einer intelligenten Risikostreuung wird das tatsächliche Risiko beherrschbarer.

Wer die Stärken und Schwächen seines Portfolios kennt, kann sich für die Bewältigung möglicher kommender Krisen an den Kapitalmärkten besser rüsten. Mit Hilfe der Risikomanager kann das Strategieteam Risiken mit der Risikobereitschaft des Anlegers abgleichen, bewerten und entsprechend individuell beraten. Es findet eine tägliche Risikobetrachtung der relevanten Portfolios statt, hinsichtlich der Risikohöhe und auch der Risikoquellen.

Geldanlage Risikominimierung

Merkliste: Risikominimierung

Risiken hängen von verschiedenen Faktoren ab. Im Zusammenspiel können sich diese verstärken. Nur wer seine Risiken kennt, kann Gegenmaßnahmen ergreifen und die möglichen Chancen für eine Vermögenssicherung erhöhen.

Die vier Schritte der Risikoanalyse:

  • Analyse: Risikomanager analysieren die Gefahren, denen ein Portfolio mit seiner aktuellen Verteilung auf verschiedene Anlageklassen ausgesetzt ist
  • Ganzheitlichkeit: Sie beziehen länder- oder branchenspezifische Risiken ebenso in die Bewertung ein wie die Gefahr von Währungs-, Zins- und Rohstoffschwankungen
  • Projektion: Mit Hilfe von Kennzahlen und in Stresstests ermitteln die Risikomanager, wie sich künftige Marktentwicklungen in unterschiedlichen Szenarien auf die Wertentwicklung des angelegten Vermögens auswirken könnten
  • Kontrolle: Schließlich wird täglich die Performance der Wertpapiere im Portfolio gemessen. Dadurch lassen sich Anlageentscheidungen der Vergangenheit bewerten. Das Ziel ist, daraus Schlüsse für die künftige Streuung der Risiken zur Vermögenssicherung zu ziehen

Eine ausgewogene Diversifikation des Portfolios kann ein möglicher Schlüssel zum Erfolg bei der Kapitalanlage sein. Denn die Zukunft lässt sich auch mit einer Vielzahl von Wahrscheinlichkeitsrechnungen nicht sicher vorhersagen. Nur wer die Risiken einschätzen kann und sein Portfolio danach ausrichtet, kann auf einen langfristigen Werterhalt und angemessene Wertentwicklung seines Vermögens hoffen.

„Ein gutes Portfolio ist mehr als eine lange Liste von Wertpapieren. Es ist eine ausbalancierte Einheit, die dem Anleger gleichermaßen Chance und Absicherung unter einer Vielzahl von möglichen zukünftigen Entwicklungen bietet”, lautet der Leitsatz des amerikanischen Ökonomen Harry M. Markowitz; ihm wurde 1990 für seine Theorie der Portfolioauswahl der Wirtschaftsnobelpreis verliehen. Ziel eines jeden Anlegers sollte es daher sein, auf ein integriertes Portfolio hinzuarbeiten, das seinen individuellen Erfordernissen Rechnung trägt.

Verfall der Bundesanleihen

Bundesanleihen waren mal sichere Renditebringer. Doch wer derzeit (Stand: Oktober 2018) in 10-jährige Bundesanleihen investiert, erhält sogar einen negativen Zinssatz.

Verfall der Bundesanleihen


Das integrierte Portfolio

Ein solches Portfolio zeichnet sich dadurch aus, dass es gemanagt ist und Risiken durch schwankende Aktien- und Wechselkurse sowie Änderungen der Rohstoffpreise und des Zinsniveaus berücksichtigt. Ziel des Portfoliomanagements sollte laut Markowitz sein, dem Investor mit einer ausbalancierten Zusammenstellung der Wertpapiere gleichermaßen Chancen und Absicherungen unter einer Vielzahl von möglichen Entwicklungen zu bieten.

Um sich also beispielsweise gegen Ölpreisschwankungen abzusichern, kann es also sinnvoll sein, sowohl Aktien von Ölkonzernen (die von steigenden Preisen profitieren) als auch von Fluggesellschaften (die bei niedrigeren Ölpreisen höher notieren) zu halten – also Wertpapiere im Portfolio zu haben, die negativ korreliert sind, um mit dem einen Papier zu gewinnen, wenn das andere verliert.

Risikostreuung

Die Infografik zeigt die jährliche Entwicklung verschiedener Indizes, Fonds und Rohstoffe. Erkenntnis: Wer sein Vermögen auf mehrere Anlageklassen verteilt, kann sein Verlustrisiko minimieren (Stand: 1.11.2018).

Risikostreuung

Diese Grundsätze sollten Sie bei einer langfristigen Strategie für Ihre Kapitalanlage beachten:

  • Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Finanzsituation
  • Bewerten Sie das Risiko in Ihrem (vorhandenen) Portfolio
  • Setzen Sie dabei auf erfahrene Experten, denen Sie vertrauen
  • Definieren Sie Ihre Anlageziele
  • Legen Sie den Zeithorizont Ihrer Anlage fest
  • Gewichten Sie die Sicherheit in Ihrem Portfolio
  • Legen Sie fest, welches Risiko Sie bewusst eingehen wollen
  • Erwägen Sie, welche Verluste Sie finanziell tragen können
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