Viele mittelständische Unternehmen stecken in einer „Sandwich-Position“ zwischen Lieferant:innen und Kund:innen fest: Die Lieferant:innen gewähren oft nur kurze Zahlungsziele, während man den eigenen Kund:innen selbst lange Zahlungsfristen zugesteht. Die Folge ist, dass mittelständische Unternehmen ihren Kontokorrentkredit häufig beanspruchen müssen. „Wir erkennen im Mittelstand regelmäßig einen Verbesserungsbedarf in der Finanzstruktur der Wertschöpfungskette. Liquidität und Rentabilität bieten immer wieder ein signifikantes Optimierungspotenzial“, erklärt Dirk Neuendorf, Leiter von Working Capital Sales Large Clients der HypoVereinsbank.
Unter Supply Chain Finance (SCF) versteht man die Optimierung der Finanzierungsstrukturen und der Zahlungsströme mit dem Ziel, die Liquidität und die Rentabilität eines Unternehmens zu verbessern.
Das beginnt beim Einkauf von Rohstoffen oder Zulieferteilen: Hier geht es darum, die Zahlungskonditionen mit Zuliefer:innen so auszuhandeln, dass die eigene Kreditlinie geschont und damit die Finanzierungskosten gesenkt werden. „Mittelständischen Unternehmern wird das in der Regel gelingen, wenn sie ihren Lieferant:innen eine Win-win-Situation vermitteln“, so Neuendorf.
Genau hier unterstützt die Bank. Das Modell: Die Bank kauft von den Lieferant:innen die Forderungen gegen Ihr Unternehmen an. Diese alternative Finanzierung ist zumeist günstiger als der bisherige Kontokorrentkredit der Lieferant:innen. Dadurch wiederum können die Lieferant:innen Ihrem Unternehmen die gewünschten längeren Zahlungsziele oder günstigere Einkaufspreise gewähren – ohne ihre eigene Kreditlinie zu belasten. „Der besondere Charme dieses Forderungsverkaufs liegt darin, dass wir die Konditionen für die Lieferant:innen an der guten Bonität Ihres Unternehmens ausrichten. So sind längere Zahlungsziele oder bessere Einkaufspreise verhandelbar“, so Neuendorf.
Der Nutzen dieses Modells kann sich zum Beispiel durch den vorhandenen Bonitätsunterschied zwischen Lieferant:innen und Abnehmenden ergeben. Denn häufig haben die Lieferant:innen eine nicht so gute Bonität wie ihre Abnehmenden. Ein weiterer Grund kann Zinsgefälle zwischen In- und Ausland sein. Zum Beispiel bewegen sich die Zinssätze für Betriebsmittelkredite in Italien auf einem höheren Niveau als in Deutschland. Es fällt Unternehmen mit Partner:innen im Ausland daher oft leichter, mit Supply Chain Finance-Modellen ihre Lieferant:innen zu überzeugen und verlängerte Zahlungsziele beziehungsweise günstigere Einkaufspreise durchzusetzen.
Im Juni 2021 hat der Bundestag ein deutsches Lieferkettengesetz verabschiedet. Demnach müssen Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeiter:innen ab 2023 bzw. mit mindestens 1.000 Mitarbeiter:innen ab 2024 insoweit Verantwortung übernehmen, dass ihre weltweiten Zuliefer:innen die Menschenrechte und grundlegende Umweltstandards einhalten.
Informieren Sie sich hier, welche Möglichkeiten sich bei nachhaltigen Lieferantenfinanzierungen bieten.
„Wir erkennen allerdings auch bei deutschen Zulieferer:innen ein hohes Interesse an unserem innovativen Finanzierungsmodell“, sagt Neuendorf. Wohl auch deshalb, weil sie die Bindung zu ihren Abnehmenden stärken.
Die Abnehmenden haben ebenfalls Vorteile: Aufgrund der verlängerten Zahlungsziele sinkt das Working Capital des mittelständischen kaufenden Unternehmens – und zwar ohne zusätzliche Finanzierungskosten, da sich die Kapitalbindungsdauer verkürzt. Die Kontokorrentlinie wird geschont, die Kapitalkosten sinken und die Bilanzkennzahlen verbessern sich.
Das Modell wird für mittelständische Unternehmen besonders interessant, falls sich zum Beispiel deren kurzfristige Bankverbindlichkeiten in den vergangenen Jahren erhöht haben. „Schon allein deshalb, weil der damit einhergehende ‚Zinsaufwand‘ einen wesentlichen Indikator für die Bonität darstellt“, so Neuendorf.
Die Expert:innen der Bank haben solche Kennzahlen im Blick. „Wir weisen Unternehmen gezielt auf Verbesserungspotenziale bezüglich der Liquidität durch entsprechende Lösungen rund um Supply Chain Finance hin“, so der Leiter von Working Capital Sales Large Clients der HypoVereinsbank, Dirk Neuendorf.
Dann geht es darum, die Lieferant:innen mit ins Boot zu holen. In der Praxis hat es sich beispielsweise als äußerst effizient und erfolgreich erwiesen, Tagungen zu veranstalten. Beispielsweise unterstützen Expert:innen der HypoVereinsbank bei der Planung, Organisation und Information. Neuendorf: „Der Implementierungsaufwand für eine solche Einkaufsfinanzierungslösung wird so minimiert. Die Quote für eine erfolgreiche Anbindung steigt stetig.“
Spezialisierte FinTechs können in Supply Chain Finance zusätzlichen Nutzen stiften, indem die Rechnungs-, Bezahl- und Finanzierungsprozesse idealerweise mit einer direkten Anbindung in die jeweiligen Warenwirtschafts-Systeme digitalisiert werden mit zusätzlichen Dienstleistungen. Das Funding, also die Finanzierung, stellen dabei ein oder mehrere Finanzierungspartner:innen, die das Unternehmen bestimmt und die ebenfalls an der Plattform des FinTechs angebunden werden. Die Expert:innen der HypoVereinsbank unterstützen auch bei Ausschreibungen mit ihrer langjährigen Erfahrung und einem umfassenden Marktüberblick.
Bei mittelständischen Unternehmen gibt es häufig Möglichkeiten, die Wertschöpfungskette zu optimieren. Nutzt man die Potenziale intelligent, lässt sich die Liquidität im Unternehmen verbessern.
Diese Vorteile bietet Supply Chain Finance den Abnehmenden:
Diese Vorteile bietet Supply Chain Finance den Lieferant:innen: