Finanzwissen Interview

ESG-Kriterien: ökologisch, sozial, ethisch.

Was bedeutet nachhaltiges Anlegen? Welchen Kriterien muss ein nachhaltiger Aktienfonds genügen? Was verbirgt sich hinter "E" für Environmental (Umwelt), "S" für Social (Soziales) und "G" für Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung)? Erfahren Sie hier, wie die ESG-Kriterien AnlegerInnen eine Orientierung bieten.
grüner zweig
71 % der Deutschen bevorzugen nachhaltige Produkte*

Nachhaltig investieren: mit Kapitaleinsatz etwas bewegen.

Immer mehr Anlegerinnen und Anleger wollen mit ihrem Kapitaleinsatz auch den ökologischen und sozialen Fußabdruck von Gesellschaft und Wirtschaft weltweit verringern. Lange gab es keine einheitliche Definition, welche Kriterien eine Kapitalanlage erfüllen muss, damit sie sich nachhaltig nennen darf. Das liegt unter anderem daran, dass sich die genutzten Kriterien von Produkt zu Produkt und von Anbieter zu Anbieter unterscheiden können. Für AnlegerInnen ist jedoch die Transparenz über das Nachhaltigkeitskonzept und die verwendeten Kriterien bei nachhaltigen Geldanlagen besonders wichtig. 

Seriöse Anbieter nachhaltiger Anlagen beziehen daher nachprüfbare Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung in ihr Portfolio mit ein. In der Finanzwelt hat sich dafür das Kürzel ESG eingebürgert, das für die englischen Begriffe Environment, Social, Governance steht. 

*Umfrage unter 1.506 Onlineshopper von InRiver, 2019

ESG-Kriterien: wofür stehen die Begriffe Environmental, Social und Governance?

Environmental

  • Investitionen in erneuerbare Energien
  • effizienter Umgang mit Energie und Rohstoffen
  • umweltverträgliche Produktion
  • geringe Emissionen in Luft und Wasser

Social

Bewertung von Investments anhand sozialer und gesellschaftlicher Aspekte:

  • Einhaltung zentraler Arbeitsrechte
  • hohe Standards bei Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
  • faire Bedingungen am Arbeitsplatz, angemessene Entlohnung sowie Aus- und Weiterbildungschancen
  • Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit
  • Durchsetzung von Nachhaltigkeitsstandards bei Zulieferern

Governance

Bewertung von Investments nach Art der Unternehmensführung

  • transparente Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption und Bestechung
  • Verankerung des Nachhaltigkeitsmanagements auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene
  • Verknüpfung der Vorstandsvergütung mit dem Erreichen von Nachhaltigkeitszielen
  • der Umgang mit Whistleblowing
Jörg Moshuber, Amundi

Experten-Interview mit Jörg Moshuber zu nachhaltigen Investments

Jörg Moshuber ist Spezialist bei Amundi Asset Management für nachhaltiges Investieren und Multi Asset. Als Portfoliomanager verantwortet er einen ESG-Mischfonds, der bereits auf eine lange Historie seit 1986 blicken kann. Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

Im Interview erläutert er, welchen Wandel nachhaltiges Investieren in Zeiten der Corona-Pandemie erfährt – und welche Anlageziele „ESG“ bedienen kann.

Wie entwickelt sich der Markt für nachhaltiges Investieren, für das sich in jüngster Zeit das Kürzel „ESG“ etabliert hat?

Das Thema Verantwortung ist eindeutig bei Kapitalanlegern angekommen. ESG-Produkte erfreuen sich steigender Beliebtheit, vor allem bei privaten Investoren: In Deutschland hatte sich das Volumen der investierten Gelder beispielsweise 2019 im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Insgesamt legte der hiesige Markt im selben Zeitraum um 37 % auf 183,5 Mrd. Euro zu*. Die hohen Wachstumsraten belegen somit einen starken Trend, der – unserer Einschätzung nach – erst am Anfang steht.

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Corona-Krise auf das Thema ESG?

Wir sehen das Thema Nachhaltigkeit politisch klar gestärkt. So haben etwa die Bundesregierung und die EU-Kommission betont, dass die enormen Fördergelder und andere ökonomische „Corona-Hilfen“ auch an die Sozial- oder Umweltverträglichkeit eines Unternehmens oder konkreten Projekts gebunden werden sollen. Abschließend lassen sich die Auswirkungen der Pandemie auf das nachhaltige Investieren noch nicht bewerten. Doch kann man bereits jetzt sagen, dass viele ESG-Portfolios vergleichsweise gut durch den Corona-Knick gekommen sind – insbesondere, weil hier manche Branchen, die infolge des Lockdowns wirtschaftlich schwer unter Druck kamen, in sehr vielen ESG-Portfolien gar nicht erst zum Investmentuniversum zählen: etwa die Ölindustrie oder Fluggesellschaften. 

Haben sich durch die ökonomischen Folgen der Pandemie die Prioritäten innerhalb des ESG-Dreiklangs „Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung“ verschoben?

War lange Zeit aufgrund des weltweit spürbaren Klimawandels Ökologie das dominierende Thema, wenn es um Nachhaltigkeit ging, rückt nun wieder der Teil „Social“ in den Fokus. Hier werden nicht nur Anti- Diskriminierung und Lieferketten unter „Fair Trade“ Gesichtspunkten analysiert, sondern auch Arbeitnehmerrechte. Dieser Punkt wird durch die wirtschaftlichen Folgen des „Corona-Lockdowns“, der vielen Menschen spürbare Einkommensverluste beschert hat, besonders wichtig. Viele Unternehmen intensivieren deshalb derzeit ihr gesellschaftliches Engagement und setzen auch hausintern und bei Zulieferern auf höhere Sozialstandards.

ESG-Kriterien

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Welchen Einfluss hat das Investieren in ESG-Titel auf die Etablierung nachhaltiger Geschäftsprozesse und Unternehmen?

ESG-Investoren legen ja oftmals das Geld sehr vieler Kunden in nachhaltige Aktien und Anleihen an. Mit diesen teils enormen Summen ist natürlich auch eine gewisse Marktmacht und damit Einfluss verbunden. Zudem engagieren sich heute viele Vermögensverwalter und Fondsmanager aktiv in den Unternehmen für eine nachhaltige Transformation. Etwa über Gespräche mit dem Management, in denen mehr Umweltschutz, gerechte Löhne oder bestimmte Arbeitnehmerrechte gefordert werden. Wenn sich ein Unternehmen da nicht gesprächsbereit und konstruktiv zeigt, kann sich ein Investor als Aktionär auf der Hauptversammlung durchaus Gehör verschaffen. Oder dort mit seinem Stimmverhalten einen Wandel einfordern ("impact investing") – diese direkten Einflussmittel werden in jüngster Zeit immer stärker genutzt. So kommt Schritt für Schritt auch „mehr Nachhaltigkeit“ in Produkte, Services und Unternehmen.

Welche Anlageziele können mit einem ESG-Portfolio verfolgt werden?

Ökonomisch spricht einiges für Investitionen in ESG-Titel: Nachhaltige Unternehmen agieren oft in dynamischen Wachstumsmärkten mit guten Aussichten. Und sie können teils geringere Risiken haben, etwa in Sachen Reputation oder Zukunftsfähigkeit. Dieses gute Chance-Risiko-Profil hat sich bisher offenbar auch bei der Rendite positiv ausgewirkt: Viele Studien1 belegen, dass nachhaltige Investments in der Vergangenheit keine schlechteren Anlageergebnisse erwirtschaftet haben als ihre klassischen Pendants – oft sogar etwas bessere. Bitte beachten Sie: Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Wertentwicklung. Auch eine breite Streuung über Anlageklassen, Regionen, Themen und Branchen ist mittlerweile mit dem stark gewachsenen Markt an „nachhaltigen“ Aktien oder Unternehmensanleihen, Green oder Social Bonds2 möglich. Darüber hinaus fördern ESG-Anleger wirkungsvoll nachhaltige Entwicklungen, die unsere Zukunft und die Welt unserer Kinder schützen können. Und das fühlt sich einfach gut an!

Sie haben Interesse an nachhaltigen Investments?

Wie funktioniert ESG in der Praxis?

Wie erkenne ich eine passende Geldanlage?

Für Sie als Anleger und Anlegerinnen ist es zu Beginn Ihres Anlageprozesses wichtig, sich Gedanken zu machen, welche Kriterien und Werte für Sie persönlich besonders wichtig sind. Im nächsten Schritt können Sie dann die Anlageprodukte herausfiltern, die Ihrem Anspruch am besten entsprechen.

Gibt es das klassische Portfolio für Nachhaltigkeitsfonds?

Nein. Die einen setzen auf Ausschlusskriterien, die anderen favorisieren einen Best-in-Class Ansatz, wobei die nachhaltigste Aktie aus einem Sektor ins Portfolio aufgenommen wird. Die einen setzen auf Einzelthemen wie Wasser oder erneuerbare Energien, die anderen auf Multithemen. Wieder andere bieten Kombinationen an.

Sind nachhaltige Anlagen rentabel?

Nachhaltigkeit und Rendite – das muss kein Widerspruch sein! Die überwiegende Mehrheit von mittlerweile 2.000 Studien1 und Analysen zur Rendite von ESG-Investments zeichnet ein klares Bild: Durchschnittlich schneiden ESG-Portfolios in Sachen Rendite nicht schlechter ab, als herkömmliche Produkte – oftmals sind sie sogar besser.2 Die Gründe dafür liegen auf der Hand: So partizipieren nachhaltige Investments vom gesellschaftlichen Bewusstseinswandel hin zu mehr globaler Verantwortung und Klimaschutz. Zudem haben nachhaltige Kapitalanlagen aufgrund ihrer Ausrichtung seltener systemische Risiken oder Reputationsrisiken im Geschäftsmodell. Voraussetzung dafür ist, dass die Risiken entsprechend gemanaged und die Anagen sorgfältig ausgewählt werden.

Zur wachsenden Beliebtheit von ESG-Investments hat beigetragen, dass sie mittel- bis langfristig durchaus das Profil aus Ertrag und Risiko eines Portfolios verbessern können. So zeigt eine Performanceanalyse im Auftrag des Bundesverbands Alternative Investments e.V. (BAI), dass Nachhaltigkeitsfonds in der Vergangenheit im Durchschnitt weniger stark im Wert geschwankt haben, also ein geringeres Risiko aufwiesen als herkömmliche Fonds.2 Mit ein Grund dafür: Unternehmen, die vorausschauend und fair agieren, eine verantwortungsvolle Führung praktizieren und nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtet sind, sind häufig solider aufgestellt.

Es zeigt sich also: Nachhaltig anlegen ist längst kein flüchtiger Hype mehr, sondern ein nachhaltiger Trend im wahrsten Sinne des Wortes. Dem trägt auch die Deutsche Börse Rechnung. Sie hat Anfang März 2020 den Index Dax 50 ESG aufgelegt. Er bildet die Wertentwicklung von 50 Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax ab, die in besonderem Maße ökologische und soziale Aspekte sowie eine gute Unternehmensführung berücksichtigen. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, dass bald immer mehr Anleger und Anlegerinnen auf der grünen Welle surfen könnten.

 

Wie sieht eine nachhaltige Anlagestrategie aus?

Die Analyse zahlreicher Kriterien, die bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen, sowie deren laufende Überwachung ist komplex, zeit- und kostenintensiv. Zumeist wird sie von Ratingagenturen übernommen, die sich auf ESG oder bestimmte Teilbereiche aus dem ESG-Universum spezialisiert haben. Sie beurteilen zum Beispiel den CO2-Ausstoß von Ländern oder Unternehmen, überprüfen die Lieferketten oder analysieren, ob ein Unternehmen die Regeln der guten Unternehmensführung beachtet. Ihre Daten stellen Sie institutionellen Investoren, Banken oder zum Beispiel Fondsanbietern zur Verfügung, die sie in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen.

Fondsgesellschaften, die spezielle Nachhaltigkeits- oder ESG-Fonds auflegen, nutzen oft mehrere Ratings gleichzeitig, um ein möglichst ganzheitliches Bild vom Grad der Nachhaltigkeit eines Wertpapiers bzw. des dahinterstehenden Emittenten zu erhalten.

Bei Ihrem Anlagevorhaben betrachten Sie neben den drei bekannten Dimension (Ertrag, Verfügbarkeit und Sicherheit) nun eine vierte Dimension, die Nachhaltigkeit. Dabei stellen Sie sich also im Ersten Schritt folgende Fragen:

  1.     Was ist mein Ertragsziel?
  2.     Wie hoch ist meine Risikobereitschaft?
  3.     Was ist mein Liquiditätsziel?
  4.     Sollen Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden?

Eine Möglichkeit einer nachhaltigen Anlagestrategie bietet u.a. die Vermögensverwaltung HVB Premium Invest . Sie bietet eine breite Auswahl an Modulen, bei der Sie selbst entscheiden können, wie nachhaltig Ihre Anlage sein soll. Je mehr Sie anlegen, desto individueller können Sie Ihre Vermögensanlage gestalten. Lassen Sie sich von unseren HVB Experten beraten, wie Sie Ihre HVB Premium Invest Vermögensverwaltung am besten mit der für Sie geeigneten Anlagestrategie gestalten.

In der Praxis haben sich drei Vorgehensweisen bewährt, um Nachhaltigkeit von Unternehmen zu erkennen:

Best-in-Class-Ansatz

Der Best-in-Class-Ansatz zielt darauf ab, gezielt in diejenigen Unternehmen einer Branche zu investieren, die besonders nachhaltig sind, also bei der Umsetzung von ESG-Kriterien führend. Die Emittenten werden zu diesem Zweck von Ratingagenturen anhand bestimmter ESG-Kriterien beurteilt und ein Ranking erstellt. Investiert wird nur in diejenigen Wertpapiere, deren Herausgeber besonders gut abschneiden.

Ausschlusskriterien

Die Hauptkritik am Best-in-Class-Ansatz lautet, dass grundsätzlich alle Sektoren in Betracht kommen, also etwa auch Rüstung, Ölförderung, Tabak oder Glücksspiel. In einem erweiterten Ansatz werden daher über ein Ausschlussverfahren kontroverse Firmen oder Branchen herausgefiltert. Eine verschärfte Variante dieses Ansatzes lässt nur Investitionen in Unternehmen zu, die nachweisbar bestimmten ethischen Anforderungen genügen. Dazu können zum Beispiel die Beachtung des UN Global Compact gehören, der Verzicht auf Tierversuche oder der Ausschluss von Beziehungen zu Ländern mit Menschenrechtsverstößen.

ESG-Integration

Der Ansatz der ESG-Integration schließlich bezieht bewusst nicht-finanzielle Informationen in die Finanzanalysen für ihre Anlageentscheidungen mit ein. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeitsaspekte, die nicht in der Bilanz ausgewiesen werden, gleichwohl einen großen Einfluss auf die langfristige Entwicklung eines Unternehmens haben können.
Amundi Asset Management
30 Jahre Erfahrung im Managen von nachhaltigen Anlagen

ESG-Analyse erfordert spezielles Know-How

Erfahrung und spezielle Ressourcen und Prozesse sind notwendig, um glaubwürdig ein nachhaltiges Portfolio erstellen zu können. Ein weiterer Grund, weshalb die HypoVereinsbank Amundi als Partner gewählt hat. Amundi zählt zu den Pionieren der Branche. Sie verfügen bereits über 30 Jahre Nachhaltigskeits-Erfahrung, ein eigenes, starkes ESG-Team, einen zertifizierten ESG-Prozess und wollen zudem bis 2021 alle verwalteten Vermögen nach ESG-Kriterien managen.

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