Immer mehr Anlegerinnen und Anleger wollen mit ihrem Kapitaleinsatz auch den ökologischen und sozialen Fußabdruck von Gesellschaft und Wirtschaft weltweit verringern. Lange gab es keine einheitliche Definition, welche Kriterien eine Kapitalanlage erfüllen muss, damit sie sich nachhaltig nennen darf. Das liegt unter anderem daran, dass sich die genutzten Kriterien von Produkt zu Produkt und von Anbieter zu Anbieter unterscheiden können. Für AnlegerInnen ist jedoch die Transparenz über das Nachhaltigkeitskonzept und die verwendeten Kriterien bei nachhaltigen Geldanlagen besonders wichtig.
Seriöse Anbieter nachhaltiger Anlagen beziehen daher nachprüfbare Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung in ihr Portfolio mit ein. In der Finanzwelt hat sich dafür das Kürzel ESG eingebürgert, das für die englischen Begriffe Environment, Social, Governance steht.
*Umfrage unter 1.506 Onlineshopper von InRiver, 2019
Bewertung von Investments anhand sozialer und gesellschaftlicher Aspekte:
Bewertung von Investments nach Art der Unternehmensführung
Jörg Moshuber ist Spezialist bei Amundi Asset Management für nachhaltiges Investieren und Multi Asset. Als Portfoliomanager verantwortet er einen ESG-Mischfonds, der bereits auf eine lange Historie seit 1986 blicken kann. Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).
Im Interview erläutert er, welchen Wandel nachhaltiges Investieren in Zeiten der Corona-Pandemie erfährt – und welche Anlageziele „ESG“ bedienen kann.
Das Thema Verantwortung ist eindeutig bei Kapitalanlegern angekommen. ESG-Produkte erfreuen sich steigender Beliebtheit, vor allem bei privaten Investoren: In Deutschland hatte sich das Volumen der investierten Gelder beispielsweise 2019 im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Insgesamt legte der hiesige Markt im selben Zeitraum um 37 % auf 183,5 Mrd. Euro zu*. Die hohen Wachstumsraten belegen somit einen starken Trend, der – unserer Einschätzung nach – erst am Anfang steht.
*Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG); Marktbericht 2020.
Wir sehen das Thema Nachhaltigkeit politisch klar gestärkt. So haben etwa die Bundesregierung und die EU-Kommission betont, dass die enormen Fördergelder und andere ökonomische „Corona-Hilfen“ auch an die Sozial- oder Umweltverträglichkeit eines Unternehmens oder konkreten Projekts gebunden werden sollen. Abschließend lassen sich die Auswirkungen der Pandemie auf das nachhaltige Investieren noch nicht bewerten. Doch kann man bereits jetzt sagen, dass viele ESG-Portfolios vergleichsweise gut durch den Corona-Knick gekommen sind – insbesondere, weil hier manche Branchen, die infolge des Lockdowns wirtschaftlich schwer unter Druck kamen, in sehr vielen ESG-Portfolien gar nicht erst zum Investmentuniversum zählen: etwa die Ölindustrie oder Fluggesellschaften.
War lange Zeit aufgrund des weltweit spürbaren Klimawandels Ökologie das dominierende Thema, wenn es um Nachhaltigkeit ging, rückt nun wieder der Teil „Social“ in den Fokus. Hier werden nicht nur Anti- Diskriminierung und Lieferketten unter „Fair Trade“ Gesichtspunkten analysiert, sondern auch Arbeitnehmerrechte. Dieser Punkt wird durch die wirtschaftlichen Folgen des „Corona-Lockdowns“, der vielen Menschen spürbare Einkommensverluste beschert hat, besonders wichtig. Viele Unternehmen intensivieren deshalb derzeit ihr gesellschaftliches Engagement und setzen auch hausintern und bei Zulieferern auf höhere Sozialstandards.
ESG-Investoren legen ja oftmals das Geld sehr vieler Kunden in nachhaltige Aktien und Anleihen an. Mit diesen teils enormen Summen ist natürlich auch eine gewisse Marktmacht und damit Einfluss verbunden. Zudem engagieren sich heute viele Vermögensverwalter und Fondsmanager aktiv in den Unternehmen für eine nachhaltige Transformation. Etwa über Gespräche mit dem Management, in denen mehr Umweltschutz, gerechte Löhne oder bestimmte Arbeitnehmerrechte gefordert werden. Wenn sich ein Unternehmen da nicht gesprächsbereit und konstruktiv zeigt, kann sich ein Investor als Aktionär auf der Hauptversammlung durchaus Gehör verschaffen. Oder dort mit seinem Stimmverhalten einen Wandel einfordern ("impact investing") – diese direkten Einflussmittel werden in jüngster Zeit immer stärker genutzt. So kommt Schritt für Schritt auch „mehr Nachhaltigkeit“ in Produkte, Services und Unternehmen.
Ökonomisch spricht einiges für Investitionen in ESG-Titel: Nachhaltige Unternehmen agieren oft in dynamischen Wachstumsmärkten mit guten Aussichten. Und sie können teils geringere Risiken haben, etwa in Sachen Reputation oder Zukunftsfähigkeit. Dieses gute Chance-Risiko-Profil hat sich bisher offenbar auch bei der Rendite positiv ausgewirkt: Viele Studien1 belegen, dass nachhaltige Investments in der Vergangenheit keine schlechteren Anlageergebnisse erwirtschaftet haben als ihre klassischen Pendants – oft sogar etwas bessere. Bitte beachten Sie: Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Wertentwicklung. Auch eine breite Streuung über Anlageklassen, Regionen, Themen und Branchen ist mittlerweile mit dem stark gewachsenen Markt an „nachhaltigen“ Aktien oder Unternehmensanleihen, Green oder Social Bonds2 möglich. Darüber hinaus fördern ESG-Anleger wirkungsvoll nachhaltige Entwicklungen, die unsere Zukunft und die Welt unserer Kinder schützen können. Und das fühlt sich einfach gut an!
1Quelle: Amundi-Studie zur ESG-Integration in Aktienportfolios (2019). Weitere Quellen: Gunnar Friede, Timo Busch und Alexander Bassen (2015) ESG and financial performance: aggregated evidence from more than 2000 empirical studies, Journal of Sustainable Finance & Investment; Analyse der Rating-Agentur Scope zum nachhaltigen Investieren (2018).
2Quelle: Sogenannte „Green Bonds“ und „Social Bonds“ sind Anleihen, die konkrete Umwelt- oder Sozialprojekte finanzieren.
Nein. Die einen setzen auf Ausschlusskriterien, die anderen favorisieren einen Best-in-Class Ansatz, wobei die nachhaltigste Aktie aus einem Sektor ins Portfolio aufgenommen wird. Die einen setzen auf Einzelthemen wie Wasser oder erneuerbare Energien, die anderen auf Multithemen. Wieder andere bieten Kombinationen an.
Nachhaltigkeit und Rendite – das muss kein Widerspruch sein! Die überwiegende Mehrheit von mittlerweile 2.000 Studien1 und Analysen zur Rendite von ESG-Investments zeichnet ein klares Bild: Durchschnittlich schneiden ESG-Portfolios in Sachen Rendite nicht schlechter ab, als herkömmliche Produkte – oftmals sind sie sogar besser.2 Die Gründe dafür liegen auf der Hand: So partizipieren nachhaltige Investments vom gesellschaftlichen Bewusstseinswandel hin zu mehr globaler Verantwortung und Klimaschutz. Zudem haben nachhaltige Kapitalanlagen aufgrund ihrer Ausrichtung seltener systemische Risiken oder Reputationsrisiken im Geschäftsmodell. Voraussetzung dafür ist, dass die Risiken entsprechend gemanaged und die Anagen sorgfältig ausgewählt werden.
Zur wachsenden Beliebtheit von ESG-Investments hat beigetragen, dass sie mittel- bis langfristig durchaus das Profil aus Ertrag und Risiko eines Portfolios verbessern können. So zeigt eine Performanceanalyse im Auftrag des Bundesverbands Alternative Investments e.V. (BAI), dass Nachhaltigkeitsfonds in der Vergangenheit im Durchschnitt weniger stark im Wert geschwankt haben, also ein geringeres Risiko aufwiesen als herkömmliche Fonds.2 Mit ein Grund dafür: Unternehmen, die vorausschauend und fair agieren, eine verantwortungsvolle Führung praktizieren und nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtet sind, sind häufig solider aufgestellt.
Es zeigt sich also: Nachhaltig anlegen ist längst kein flüchtiger Hype mehr, sondern ein nachhaltiger Trend im wahrsten Sinne des Wortes. Dem trägt auch die Deutsche Börse Rechnung. Sie hat Anfang März 2020 den Index Dax 50 ESG aufgelegt. Er bildet die Wertentwicklung von 50 Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax ab, die in besonderem Maße ökologische und soziale Aspekte sowie eine gute Unternehmensführung berücksichtigen. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, dass bald immer mehr Anleger und Anlegerinnen auf der grünen Welle surfen könnten.
1 Quelle: ESG and financial performance: aggregated evidence from more than 2000 empirical studies', Journal of Sustainable Finance and Investment, Gunnar Friede, Timo Busch, Alexander Bassen, 2015
2 Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Vergangenheitswerte keine Garantie oder verlässlicher Indikator für eine künftige Wertentwicklung sind.
Die Analyse zahlreicher Kriterien, die bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen, sowie deren laufende Überwachung ist komplex, zeit- und kostenintensiv. Zumeist wird sie von Ratingagenturen übernommen, die sich auf ESG oder bestimmte Teilbereiche aus dem ESG-Universum spezialisiert haben. Sie beurteilen zum Beispiel den CO2-Ausstoß von Ländern oder Unternehmen, überprüfen die Lieferketten oder analysieren, ob ein Unternehmen die Regeln der guten Unternehmensführung beachtet. Ihre Daten stellen Sie institutionellen Investoren, Banken oder zum Beispiel Fondsanbietern zur Verfügung, die sie in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen.
Fondsgesellschaften, die spezielle Nachhaltigkeits- oder ESG-Fonds auflegen, nutzen oft mehrere Ratings gleichzeitig, um ein möglichst ganzheitliches Bild vom Grad der Nachhaltigkeit eines Wertpapiers bzw. des dahinterstehenden Emittenten zu erhalten.
Bei Ihrem Anlagevorhaben betrachten Sie neben den drei bekannten Dimension (Ertrag, Verfügbarkeit und Sicherheit) nun eine vierte Dimension, die Nachhaltigkeit. Dabei stellen Sie sich also im Ersten Schritt folgende Fragen:
Eine Möglichkeit einer nachhaltigen Anlagestrategie bietet u.a. die Vermögensverwaltung
HVB Premium Invest
. Sie bietet eine breite Auswahl an Modulen, bei der Sie selbst entscheiden können, wie nachhaltig Ihre Anlage sein soll. Je mehr Sie anlegen, desto individueller können Sie Ihre Vermögensanlage gestalten. Lassen Sie sich von unseren HVB Experten beraten, wie Sie Ihre HVB Premium Invest Vermögensverwaltung am besten mit der für Sie geeigneten Anlagestrategie gestalten.
Erfahrung und spezielle Ressourcen und Prozesse sind notwendig, um glaubwürdig ein nachhaltiges Portfolio erstellen zu können. Ein weiterer Grund, weshalb die HypoVereinsbank Amundi als Partner gewählt hat. Amundi zählt zu den Pionieren der Branche. Sie verfügen bereits über 30 Jahre Nachhaltigskeits-Erfahrung, ein eigenes, starkes ESG-Team, einen zertifizierten ESG-Prozess und wollen zudem bis 2021 alle verwalteten Vermögen nach ESG-Kriterien managen.