Die Energiepreise erklimmen neue Höchststände. Wichtige Rohstoffe und Vorleistungsprodukte haben sich teilweise im Preis verdoppelt. Zulieferungen stocken heftiger als bisher schon während der Covid-19-Pandemie. Für die Kosten- und Absatzseite vieler Industrieunternehmen und Dienstleister ist die unruhige geopolitische Lage mehr als belastend. Einige müssen ihre Logistikketten sichern, andere die Energieversorgung auf eine neue Basis stellen – auch weil ihre Zulieferer und Endkunden oft mit ähnlichen Problemen kämpfen.
„Wir registrieren in der momentanen Situation in vielen Branchen Bedarf für neue Liquidität. Öl, Gas, Diesel, Strom – die Kostensteigerungen bei Treibstoffen können schnell in die Millionen gehen und machen sich unmittelbar als Liquiditätsbedarf bemerkbar“, beobachtet Elmar Niehues, Senior Sales Manager Corporates der HypoVereinsbank.
Auch die Preise wichtiger Metalle wie Nickel, Kupfer, Aluminium, Palladium, aber auch Stahl sind in den vergangenen Wochen sprunghaft gestiegen. Das liegt zum einen an Lieferengpässen in den Beschaffungsländern, aber auch an der allgemeinen Markterschütterung im Zuge der Ukrainekrise.
„Auch hier entsteht für viele Unternehmen zusätzlicher Liquiditätsbedarf. Die Beschaffungskosten für die Produktfertigung steigen und das können viele Firmen nicht ad hoc aus dem Cashflow finanzieren“, sagt Niehues. „Um unsere Kund:innen bestmöglich zu unterstützen, errechnen wir mit ihnen den erwarteten Bedarf für die nächsten Monate und stellen die erforderliche zusätzliche Liquidität zur Verfügung“, erklärt der HVB-Experte.
Viele Unternehmen erleben darüber hinaus, dass ihre Lieferketten nicht mehr so reibungslos funktionieren wie gewohnt. In einer globalisierten Wirtschaft sind die Lieferketten komplex und schnell getaktet. Bereits kleinste Störungen können schwerwiegende Folgen haben und ganze Produktionsprozesse ins Stocken geraten lassen. Um sich dagegen zu wappnen, dass Vorprodukte zu spät oder gar nicht ankommen, bauen manche Firmen derzeit Pufferlager auf, in denen sie höhere Bestände für den Notfall vorhalten.
Andere wiederum erweitern ihre Lieferantenbasis, um ihre Abhängigkeit zu reduzieren, oder sie suchen sich neue Lieferanten, die vielleicht etwas teurer, aber dafür weniger krisenanfällig erscheinen. Unternehmen, die selbst als Zulieferer tätig sind, müssen dagegen derzeit ihren Abnehmern großzügigere Zahlungsziele einräumen. All das verursacht zusätzliche Kosten und steigert den Liquiditätsbedarf.
„Den Mittelstand trifft es bei der Lieferkette auf ganzer Länge, vom Einkauf über die Pufferlager bis zu den Zahlungsbedingungen der Endkunden. Um ein Gesamtbild der Lage zu bekommen, empfehlen wir vielen unserer Firmenkunden derzeit, eine Working-Capital-Analyse durchzuführen. Dabei rechnen wir mit ihnen die gesamte Kette durch und erstellen auf dieser Basis ein Liquiditätskonzept, das sicherstellt, dass die gesamte Lieferkette tragfähig durchfinanziert ist“, berichtet Niehues. Da zudem niemand zum derzeitigen Zeitpunkt vorhersehen kann, wie lange die Krise noch dauert, sollten Unternehmen unbedingt dafür Sorge tragen, dass eine Finanzierungslösung auch für die nächsten ein bis zwei Jahre wirksam ist, empfiehlt der HVB-Experte.
Darüber hinaus entsteht durch die neuartige Krisensituation bei vielen Firmen auch langfristiger Finanzierungsbedarf. „Die geopolitische Lage wird den Trend zu eigenen dezentralen Kraftwerken und regenerativen Energiequellen weiter verstärken“, sagt Elmar Niehues. Die HypoVereinsbank sehe sich hier vor allem in der Rolle des Beraters und Vermittlers eines ganzen Spektrums von Förderfinanzierungen aus Bundes- und Landesmitteln. „Die aktuelle Krise macht aus dem Thema Energieversorgung auch eines der nachhaltigen Transformation. Davon verstehen wir als Bank im Firmenkundengeschäft eine Menge“.
Auch die Lieferketten-Probleme führen zu einem Umdenken. Der Trend, im Zuge der Globalisierung immer größere Teile der Produktion ins vermeintlich billige Ausland zu verlagern, scheint gebrochen. Stattdessen denken immer mehr Firmen angesichts globaler Logistikprobleme und explodierender Frachtkosten wieder an das sogenannte Nearshoring, also das Verkürzen der Lieferketten. Lieferanten und Dienstleister, die vor der Haustüre oder allenfalls in einem EU-Nachbarland angesiedelt sind, versprechen mehr Sicherheit.
"Neben der Produktion ist es auch wichtig an Dienstleistungen und externe Service-Center, z.B. im Bereich Software und IT, zu denken. Hier hören wir ebenfalls von Unternehmen von Plänen zum Nearshoring", erklärt Niehues. Selbst Investitionen in eigene nahegelegene Standorte rücken verstärkt auf die Agenda.
Gerade in der derzeitigen Krise sind kurz- und langfristige Liquiditätslinien für Unternehmen unerlässlich. Mit der Expertise und den innovativen Finanzinstrumenten der HypoVereinsbank behalten Unternehmen auch in schwierigen Zeiten ihre Liquidität im Griff.