Gender Pay Gap – wie lange noch?

Nach wie vor gibt es eine geschlechtsspezifische Entgeltlücke in Deutschland. Frauen verdienen im Durchschnitt 18 Prozent weniger als Männer. Eine klare Benachteiligung, nicht nur auf dem aktuellen Gehaltszettel: Wer weniger verdient, zahlt weniger Rentenbeiträge ein, kann weniger sparen und auch weniger anlegen. 

Auch im Jahr 2023 verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer.

Die wichtigsten Themenblöcke zum Gender Pay Gap

Entgelt- oder Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – eine Definition.

Der Gender Pay Gap beschreibt die Unterschiede im durchschnittlichen Verdienst von Frauen und Männern. Diese Entgeltlücke hält sich seit vielen Jahren hartnäckig. Im Jahr 2022 liegt sie immer noch bei 18 Prozent. Damit bleibt Deutschland im europäischen Vergleich eines der Schlusslichter. Der Verdienstunterschied im EU-Durchschnitt lag 2022 immerhin bei 13 Prozent, angeführt von Luxemburg mit einer beneidenswerten Lohnlücke von gerade einmal 1 Prozent. 

Gender Pay Gap, bereinigt oder unbereinigt, die Lohnlücke bleibt.

Werden nur die Durchschnittsverdienste von Frauen und Männern verglichen, ohne strukturelle Faktoren einzubeziehen wie Teilzeitarbeit oder Berufsart, spricht man von unbereinigter Lohnlücke.

Die bereinigte Lohnlücke berücksichtigt Unterschiede wie Berufsart, Beschäftigungsumfang sowie die Tatsache, dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben als Männer. Doch auch bei gleichen Rahmenbedingungen liegt die Entgeltlücke immer noch bei 6 Prozent.

Über die Jahre summiert sich der Verdienstunterschied zu einer stattlichen Summe. Verdient eine Krankenpflegerin 192 Euro weniger als ein Krankenpfleger, wächst die Entgeltlücke in 30 Berufsjahren auf 69.033,60 Euro. Die Rente nach dem Berufsleben ist ebenfalls geringer.

Gender Pay Gap

Babyboomer sind am stärksten von Gehaltsunterschieden betroffen.

Vereinfacht gesagt, sind vor allem die Jahrgänge benachteiligt, die am längsten mit der Entgeltlücke konfrontiert sind. Das betrifft die Geburtsjahrgänge bis 1964. Die Frauen dieser Generation gehen oftmals mit einer niedrigeren Rente in den Ruhestand. Grund ist zum einen die Tatsache, dass sie in ihrem Berufsleben weniger verdient haben. Zum anderen haben sie auf eine berufliche Tätigkeit ganz oder teilweise verzichtet, um sich um die Erziehung der Kinder und den privaten Haushalt zu kümmern.

Alle, die nach 1990 geboren sind, treffen auf zumindest leicht verbesserte Rahmenbedingungen. Dazu zählen die Einführung von Elterngeld und ElterngeldPlus, der Partnerschaftsbonus sowie das Entgelttransparenzgesetz. Auch das wachsende öffentliche Bewusstsein für Gleichberechtigung, nicht nur auf Seiten Arbeitgebender, trägt zu einer Angleichung der Gehälter bei.

Gehaltsunterschiede beginnen bereits bei der Berufswahl.

Die Ursachen für den Gender Pay Gap sind vielfältig. Viel Einfluss haben die unterschiedlichen Positionen, die Frauen und Männer in der Arbeitswelt einnehmen. Nach wie vor streben Männer häufiger höhere Hierarchieebenen an. Hinzu kommt, dass es für Frauen nach wie vor schwieriger ist, Führungspositionen zu besetzen. Geschlechterrollen, die bereits in Kindheit und früher Jugend vermittelt werden, beeinflussen die Berufswahl zusätzlich. 

Quelle: WSI: mittlere Bruttomonatsverdienste nach Beruf und Geschlecht bei 10 Jahren Berufserfahrung, Datenstand Februar 2020.

Beliebteste Ausbildungsberufe bei Frauen (2021/22)

Rang bei Frauen
  1. 1. Medizinische Fachangestellte
  2. 2. Kauffrau für Büromanagement
  3. 3. Zahnmedizinische Fachangestellte
entsprechender Rang bei Männern
  1. 76
  2. 12
  3. 98

Beliebteste Ausbildungsberufe bei Männern (2021/22)

Rang bei Männern
  1. 1. Kfz-Mechatroniker
  2. 2. Fachinformatiker
  3. 3. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik
entsprechender Rang bei Frauen
  1. 36
  2. 26
  3. 78

Quelle: BIBB-Ranglisten der Ausbildungsberufe 2021/2022 

Folgende Maßnahmen helfen gegen den Gender Pay Gap.

Das öffentliche Bewusstsein für gleiche Chancen und Entgelte wächst. Es geht nicht nur darum, überholte Rollenbilder in der Gesellschaft aufzulösen. Gerade in der Arbeitswelt muss sich noch vieles verändern. Warum sollten Führungspositionen ausschließlich Vollzeitstellen sein? Für Frauen bedeutet das einen erheblichen Karrierenachteil. Auch der Gesetzgeber hat einiges auf den Weg gebracht.

1. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist anerkannt.

Die Frage "Kind oder Karriere" sollte der Vergangenheit angehören. Das gilt für Männer wie Frauen gleichermaßen. Jeder Elternteil hat Anspruch auf Elternzeit und Elterngeld. Das sichert die finanzielle Lebensgrundlage junger Familien in der Zeit nach der Geburt, in der sie zeitweise weniger oder gar nicht erwerbstätig sind. Die partnerschaftliche Aufgabenteilung in der Familie ist inzwischen gesellschaftlich anerkannt. Das hilft Frauen, wirtschaftlich unabhängiger zu werden. Betreuungsangebote in Kita und Schule müssen allerdings noch weiter ausgebaut und die Bedingungen für haushaltsnahe Dienstleistungen verbessert werden. 

2. Kampagnen stärken das öffentliches Bewußtsein.

Der Aktionstag  "Equal Pay Day" fand erstmalig 2008 in Deutschland statt. Er markiert jährlich den Tag, bis zu dem Frauen – über das Jahresende hinaus – arbeiten müssen, um das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu erhalten. Mittlerweile findet der Equal Pay Day in 23 europäischen Ländern statt. Auch der "Girls' und Boys' Day" wurde ins Leben gerufen, um geschlechtsspezifische Berufsschranken aufzulösen.

3. Arbeitgeber müssen sich bewegen, um Frauen zu halten.

Immer mehr Arbeitgeber unterstützen Programme, die den Zugang zu hochbezahlten Jobs für Frauen erhöhen. Hierzu gehören Mentoring- und Graduiertenprogramme, Führung in Teilzeit, Inhouse-Schulungen und Unterstützung bei der Karriereplanung. Auch Richtlinien wie Gleichstellungspläne und die Einführung eines Diversity-Boards und vorallem verbesserte Transparenz bei Gehältern helfen, um Gender-Diskriminierung in der Arbeitswelt zu bekämpfen.

4. Equal Pay heißt auch Equal Care

Gleiche Arbeit, gleicher Lohn – so das Ziel in der Erwerbsarbeit. Doch echte Gleichstellung verlangt noch weit mehr: Denn was ist mit unbezahlter Sorgearbeit? Sie wird zu einem ungleich höheren Anteil von Frauen und Mädchen geschultert. Frauen leisten weltweit jeden Tag 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit – in der Pflege, Kinderbetreuung und im Haushalt. Der ökonomische Wert, der in dieser unbezahlten Arbeit steckt, beträgt laut Oxfam über 10,8 Billionen US-Dollar.  Auf der Internationalen Konferenz „Equal Care und Equal Pay: Höchste Zeit die Lücken zu schließen“ am 7.09.2022 betonte Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die wichtige Rolle der Zivilgesellschaft.

Erwerbs- und Sorgearbeit gleichmäßig zu verteilen ist Voraussetzung dafür, Ungleichheiten in der Gesellschaft abzubauen und die Entgeltlücke zu schließen.“
Lisa Paus
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

5. Gesetze schaffen Klarheit, Transparenz und den nötigen Druck

Es gibt bereits eine Reihe von Gesetzen, die die Förderung und Gleichbehandlung von Frauen weiter vorantreiben. Das Entgelttransparentgesetz schafft hier bereits mehr Transparenz. Es verpflichtet Arbeitgeber, ihr Lohn- und Gehaltsgefüge offenzulegen. So können alle Beteiligten sehen, ob der Grundsatz der Entgeltgleichheit gewährleistet ist. Alle Arbeitgeber und Tarifparteien in Deutschland sind daran gebunden.

Entgelttransparenzgesetz

Das Gesetz soll helfen, den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit sicherzustellen und Lohn-Ungerechtigkeiten zu reduzieren. Es verpflichtet Arbeitgebende mit mehr als 200 Beschäftigten, ihren Arbeitnehmenden auf Wunsch zu erklären, welche Kriterien sie bei der Bezahlung ihrer Kollegen zugrunde legen. Arbeitgebende mit mehr als 500 Beschäftigten sind lageberichtspflichtig. Das heißt, sie müssen das Gehaltsgefüge ihres Unternehmens transparent machen und von sich aus über den Stand der Entgeltgleichheit berichten.

  • Das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst verpflichtet börsennotierte und voll mitbestimmungspflichtige Unternehmen dazu, eine feste Quote von mindestens 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten zu haben.
  • Mit dem Führungspositionengesetz (FüPoG I) wurde bereits 2015 eine feste Geschlechterquote von 30 Prozent eingeführt. Seitdem ist laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der Frauenanteil in den Aufsichtsräten und im Öffentlichen Dienst von 21,9 Prozent auf 35,2 Prozent gestiegen. Das zweite Führungspositionengesetz (FüPoG II) verbessert die Wirksamkeit dieser Regelung und schließt Lücken. Ein zentraler Punkt: In großen deutschen Unternehmen ist für Vorstände mit mehr als drei Mitgliedern eine Frau als Mindestbeteiligungsgebot vorgeschrieben.
  • Das Bundesgleichstellungsgesetz  schreibt vor, dass Frauen und Männer im öffentlichen Dienst gleich behandelt werden müssen und diskriminierungsfreie Arbeitsbedingungen haben sollen.
  • Das Frauenförderungsgesetz verpflichtet Bundesbehörden und öffentliche Unternehmen dazu, Maßnahmen zur Förderung von Frauen zu ergreifen und jährlich über den Umsetzungsstand zu berichten.

8 Tipps gegen das Gender Pay Gap.

Trotz einer Vielzahl gesetzlicher Maßnahmen ist es mindestens genauso wichtig, seine Rechte zu kennen und diese auch einzufordern. Wer seine eigenen Stärken kennt und sie weiterentwickelt, kann sich auf dem Arbeitsmarkt besser durchsetzen.
  • Bereits bei der Berufswahl Verdienstchancen und Möglichkeiten zur Weiterbildung im Blick haben.

  • Informieren Sie sich vor Berufseintritt über Ihre Rechte und angemessene Vergütungen.

  • Checken Sie das eigene Gehalt regelmäßig auf Vergleichsportalen und prüfen Sie die Gehaltsstrukturen im Unternehmen.

  • Suchen Sie aktiv nach Mentoren und Sponsoren, die Ihnen bei der Karriereentwicklung helfen können.

  • Nutzen Sie Schulungen und Weiterbildungen, um Ihre Fähigkeiten und Qualifikationen zu verbessern und dadurch eine bessere Verhandlungsposition zu haben.

  • Suchen Sie nach Unternehmen, die Chancengleichheit fördern und sich für die Bekämpfung des Gender Pay Gaps engagieren.

  • Stimmen Sie Auszeiten und Teilzeitarbeit innerhalb der Partnerschaft, Ehe oder Familie von vornherein ab und sorgen Sie für einen entsprechenden finanziellen Ausgleich.

  • Geben Sie Ihrem Verdienst, Ihrem Vermögen und Ihrer Vorsorge die Bedeutung, die sie, besser gesagt "Sie" verdienen.

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