Im Telefon-Interview mit Stefan Beste (Wirtschaftsjournalist) erläutert Maximilian Schay, Gründer und CEO des Fahrradproduzenten myBoo, was selbst sein Unternehmen noch vom ESG Branchenbarometer der HVB lernen konnte.
Stefan Beste:
Herr Schay wenn Sie myBoo in einem Satz beschreiben müssten, was würden Sie sagen?
Maximilian Schay:
Mit myBoo sind wir auf der einen Seite Hersteller von Fahrrädern aus Bambus und von E-Bikes aus Bambus, auf der anderen Seite aber vor allem auch ein Unternehmen, was das Thema soziale Nachhaltigkeit und Menschen Perspektiven zu ermöglichen im Kern trägt Ich glaube, was uns auch besonders macht, ist, dass das Thema gerade soziale Nachhaltigkeit, aber auch ökologische Nachhaltigkeit im Kern unseres Produktes steckt.
Und auch für extremen Kundennutzen sorgt. Und ich glaube, das macht uns zu einer besonderen Firma.
Stefan Beste:
Das Thema Nachhaltigkeit, das steckt bei myBoo ja sozusagen schon in den Unternehmensgenen mit drin. Trotzdem haben Sie mit der HVB das ESG-Branchenbarometer gemacht. Wie war das für Sie? Was ist für Sie dabei herausgekommen?
Maximilian Schay:
Also das war sehr spannend. Ich wusste im Vorwege ehrlicherweise nicht genau, worauf wir uns da einlassen. Wir haben das dann gemacht und ich glaube, dass da schon ein paar spannende Sachen für uns bei rausgekommen sind. Also das setzt natürlich Maßstäbe, die vielleicht ein bisschen über dem sind, was wir als Unternehmen mit 70, 80 Leuten leisten können.
Das war schon meine Erkenntnis Also dass da natürlich wir noch nicht auf einem Niveau sind, gerade was so Dokumentation und so weiter angeht wie das vielleicht ein Großkonzern macht. Trotzdem setzt das ja mal so eine Benchmark, wo wir uns hin entwickeln können.
Stefan Beste:
Wo ist denn aus Ihrer Sicht gesehen die Nachhaltigkeit bei myBoo bereits gut umgesetzt und an welcher Stelle gibt es möglicherweise noch Verbesserungspotenzial?
Maximilian Schay:
Bei uns wird das Thema Nachhaltigkeit natürlich extrem gelebt glaube ich, Unternehmen. Also sowohl im sozialen als auch im ökologischen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei uns arbeiten, nicht alle, aber viele, legen da auch privat einen sehr großen Fokus drauf und tragen das natürlich auch ins Unternehmen.
Also bei uns sind Themen wie... Weiß ich, Ökostrom, plastikfreie Verpackungen, Bestellungen bei einem nachhaltigen Online-Anbieter von Büromaterialien das sind irgendwie Standards, die haben wir einfach nebenher eingeführt und gemacht, weil wir sie für richtig halten. Das sind jetzt dann bei uns manchmal vielleicht keine super strategischen Entscheidungen, die dann noch super dokumentiert und gemessen werden.
Ich glaube aber, dass wir uns da so ein bisschen hin entwickeln sollten und können, um das auch nochmal transparenter zu machen. Gerade was Dokumentation angeht und was so Prozesse angeht dass wir uns da eben nochmal steigern können.
Stefan Beste:
Das Fahrrad ist ja per se schon mal ein sehr nachhaltiges Fortbewegungsmittel.
Gibt es denn trotzdem aus Ihrer Sicht noch Dinge, die man verbessern könnte?
Maximilian Schay:
Also Fahrrad ist ja grundsätzlich, da sind sich ja alle einig auch erstmal ein ökologisches Produkt und auch E-Bikes im Zweifel Da steckt aber noch nicht drin, wie diese Produkte hergestellt werden. Und ich glaube, vielen Herstellern war das bisher noch kein besonders großes Anliegen Das geht aber jetzt los.
Also sich damit auseinanderzusetzen, wo baue ich denn meine Fahrradrahmen und unter welchen Bedingungen und aus welchen Werkstoffen da geht gerade in der Fahrradbranche nichts. Der Trend los, dass die Unternehmen auch da committen zu sagen, wir achten wirklich drauf, mit welchen Zulieferern wir das machen.
Es gibt auch einen Trend zurück, dass Produkte wieder in Europa gefertigt werden. Und das probieren wir natürlich irgendwie auch aktiv in der Branche zu begleiten Also auch anzufangen bei Zulieferern zu hinterfragen, wo kommen die Produkte her, unter welchen Bedingungen werden sie gebaut.
Stefan Beste:
Wer trägt denn bei myBoo eigentlich die Verantwortung für das Thema Nachhaltigkeit?
Sind das Sie selbst?
Maximilian Schay:
Es gibt bei uns keinen Nachhaltigkeitsbeauftragten oder Beauftragte. Das ist ein Thema, was natürlich von uns auch als Geschäftsführung getragen wird, was aber auch von vielen einzelnen Personen getragen wird, die im Unternehmen arbeiten. Viele, die bei uns aktiv sind, die interessieren sich sehr für das Thema und die brennen für das Thema und die pushen an vielen Stellen auch das Thema aktiv.
Stefan Beste:
Gibt es einen Bereich, wo Sie bei der Nachhaltigkeit gerne noch weiter vorangehen würden? Ist Nachhaltigkeit am Ende vielleicht auch ein Thema von Investitionen
Maximilian Schay:
Ich glaube, unser Hebel bei dem Thema ist ja das Produkt selbst. Also andere Unternehmen müssen ja darum kämpfen, dass sie irgendwas, vielleicht Lieferkette nachhaltig machen oder dass sie irgendwie das Drumherum nachhaltig machen.
Bei uns geht es darum, wenn wir es schaffen, zehnmal so viele Fahrräder zu verkaufen wie jetzt, dann schaffen wir in der Regel zehnmal so viele Arbeitsplätze in Ghana, können vielleicht zehnmal so viele Schulplätze in Ghana schaffen, also auf der sozialen Ebene und auf der anderen Seite auch Haben wir ein Produkt, was noch nicht gemessen aber von allen Parametern sicherlich auch nachhaltiger ist als ein Stahl oder Alurahmen aus Asien.
Und ich glaube, bei uns gibt es jetzt nicht die eine große Investition, um zu sagen, wir schaffen jetzt eine CO2-neutrale Produktion, die ist eh fast CO2-neutral außerhalb der Transporte zumindest des Rahmens, sondern wir haben den größten Impact darüber, dass wir als Unternehmen mit unserem Produkt wachsen.
Stefan Beste:
Ganz am Schluss interessiert mich noch Ihre private Sicht auf das Thema Nachhaltigkeit. Gibt es etwas, das Ihnen ganz persönlich besonders am Herzen liegt?
Maximilian Schay:
Also ich probiere als junger Mensch auch im Privatleben möglichst nachhaltig zu sein, ohne dass ich jetzt da wirklich mich heilig sprechen kann. Ich probiere es auch vor allem im unternehmerischen Kontext wo mein Hebel wahrscheinlich noch viel größer ist.
Und auch da nochmal ist, glaube ich, unser Herzensthema als Firma, aber auch von uns persönlich, gerade dieses Thema der Arbeitsplätze und der Bildung in Ghana. Dass eine Schule in Ghana für 500 Kids auch existiert, weil wir unser Unternehmen gegründet haben, dass wir 40, 50 gute Arbeitsplätze in Ghana in dem Projekt haben, weil wir diese Firma gegründet haben.
Das ist das, was uns mega interessiert.