In Deutschland hat die Beschäftigung älterer Menschen in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. In den Jahren zwischen 2000 und 2016 stieg die Beschäftigungsrate der Menschen zwischen 55 und 64 Jahren um mehr als 30 Prozentpunkte – eine durchaus positive Entwicklung nach Ansicht der Autoren der Studie Renten auf einen Blick 2017 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Im Vergleich zu den 34 anderen Mitgliedsländern der OECD ist dies der höchste Anstieg.

Bei den 55- bis 59-Jährigen sind demnach in Deutschland etwa 80 Prozent in Beschäftigung, bei den 60- bis 64-Jährigen noch 56 Prozent. Während sich diese Werte über OECD-Durchschnitt bewegen, liegt Deutschland bei den 65- bis 69-Jährigen etwa zwei Prozentpunkte unter dem OECD-Schnitt von gut 20 Prozent. Spitzenreiter bei der Beschäftigung Älterer sind vor Deutschland Island, Schweden, die Schweiz, Tschechien, Dänemark, Neuseeland, Japan und Norwegen.

Aus Sicht der OECD-Experten ist die Entwicklung positiv zu werten, da es die Rentenfinanzen entlaste, wenn mehr Menschen auch noch im höheren Alter arbeiteten. Darüber hinaus gerieten die künftigen Alterseinkünfte im demografischen Wandel weniger stark unter Druck.

Allerdings seien nicht alle Entwicklungen in Deutschland positiv zu bewerten. Trauriger Spitzenreiter ist die Bundesrepublik etwa, wenn es um die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen geht. Sie liegt in Deutschland bei 46 Prozent, vor den Niederlanden, Luxemburg, Großbritannien und Österreich. Männer beziehen demnach in Deutschland noch immer fast doppelt so hohe Renten wie Frauen. Dies war bereits ein zentrales Ergebnis der OECD-Studie zur Geschlechtergerechtigkeit, die im Oktober erschienen war. Damals hieß es, die ungleiche Verteilung sei unter anderem ein Resultat der ungleichen Einkommen.

Die weitere Entwicklung sehen die OECD-Experten auch jetzt kritisch: Frauen in Deutschland würden wohl auch künftig niedrigere Renten erwirtschaften. Grund hierfür sei zum einen die Lohnlücke, zum anderen der große Anteil von Frauen, die in Teilzeit arbeiteten.

Die Rentenstudie kommt weiter zu dem Schluss, dass Deutschland für Niedrigverdiener vergleichsweise wenig getan hat. Sie würden in Deutschland 55 Prozent ihres Lohns aus der Rentenkasse erhalten, während es im OECD-Schnitt 73 Prozent sind. Dass es keine Mindestrenten gibt, sehen die OECD-Experten ebenso kritisch wie das in diesem Jahr eingeführte Flexirentengesetz. Letzteres berge das Risiko, dass mehr Menschen früher in Rente gehen könnten. Auch die zu Anfang der vergangenen Wahlperiode eingeführte abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren biete wenig Anreize, die Berufslaufbahn nach 45 Jahren fortzusetzen.

Mit dem Flexirentengesetz wollten Union und SPD die Rentenübergänge flexibler machen: Wer bereits mit 63 in Teilrente geht, kann mehr als bisher dazu verdienen. Aber auch das Arbeiten über das normale Rentenalter hinaus sollte attraktiver werden – anders als zuvor steigern Rentenbeiträge dann auch die Rente.

In allen OECD-Staaten werde die Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter altern, schreiben die Experten. Entsprechend teurer wird es: Bis zum Jahr 2050 werde in Deutschland ein substanzieller Anstieg der Rentenausgaben um mehr als 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet. Derzeit liegen die Ausgaben bei knapp zehn Prozent.

Die OECD zählt 35 Mitgliedsstaaten. Die meisten zählen zu den entwickelten Ländern mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen.