Finanziell vorsorgen: Wer früher spart, lebt später besser

Finanzielle Vorsorge

Wer früher spart, lebt später besser.

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Schnell ist es zu spät: Eine auskömmliche Rendite, mit der die Versorgungslücke für das Alter umgangen wird, ist nur zu erreichen, wenn der Sparplan rechtzeitig startet. Deshalb ist es so wichtig, die Effekte, die eine frühe Altersvorsorge so attraktiv machen, zu verstehen.

Wer sich im Ruhestand den gewohnten Lebensstandard leisten will, muss rechtzeitig mit der Altersvorsorge anfangen. Doch stehen gerade für jüngere Menschen andere Prioritäten bei der Finanzplanung im Vordergrund. Was es heißt, zu spät mit dem Vermögensaufbau zu beginnen, machen sich die wenigsten bewusst.

Als die Kundin das erste Mal vor Ronny Dubrau stand, wollte sie eigentlich nur ein Konto eröffnen. Den Vorsorgespezialisten und Filialleiter für Privatkunden der HypoVereinsbank wunderte aber, dass jemand mit Mitte dreißig ein neues Konto benötigt. Also fragte Dubrau nach – und erfuhr, dass sich die junge Frau gerade von ihrem Mann getrennt hatte. Bisher hatten beide ihre Finanzen stets gemeinsam geregelt. Dubrau eröffnete das Konto, beriet gleichzeitig in Sachen Investments und – vor allem – Altersvorsorge.

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Ronny Dubrau, Vorsorgespezialist der HypoVereinsbank: So gelingt der "längste Urlaub des Lebens"…

Der Experte weiß um das erhöhte Risiko von Frauen in Deutschland, im Alter an Armut zu leiden oder den gewohnten Lebensstandard nicht halten zu können. Durchschnittlich 853 Euro Rente erhielten Frauen hierzulande nach Angaben der Rentenversicherung Bund im Jahr 2016 – Männer bekamen dagegen 1.076 Euro. Der Grund: Frauen verdienen bis zu 21 Prozent weniger als Männer, zahlen also weniger Beiträge ein. Außerdem unterbrechen sie ihre Berufstätigkeit öfter für die Familie.

Ein paar Jahre später blickt Dubrau zurück: „Inklusive der Altersvorsorge hat die Kundin in den vergangenen Jahren 30.000 Euro Vermögen aufgebaut“, sagt er. Bis heute bestehe ein vertrauensvolles Verhältnis.

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In Zukunft schmälern Steuern die Rente

Es sind Gelegenheiten wie diese, die Vorsorgespezialist Dubrau nutzt, um seine Kund:innen auf die Problematik der Rentenlücke und auf die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge anzusprechen. „Alle wollen ein langes Leben. Aber 70 Prozent haben gar kein Geld dafür“, lautet ein geflügeltes Wort. Zu Recht: Prozent um Prozent sank das Rentenniveau in den letzten Jahren, die Versorgungslücke wurde immer größer – und damit das Risiko, im Alter von Armut betroffen zu sein. Zwar beschloss die Bundesregierung Ende August 2018 im Rahmen eines neuen Rentenpakets, das Rentenniveau bis 2025 auf 48 Prozent des aktuellen Durchschnittseinkommens festzuschreiben – und Teile der Regierung wollen dieses Niveau sogar bis 2040 garantieren. Aber bezüglich der Stabilisierung über das Jahr 2025 hinaus herrscht zwischen den Regierungsparteien Dissens, da hohe Milliardenbeiträge zur Finanzierung nötig wären. Diese wiederum müssten über den Weg der Steuer generiert werden.

Doch selbst wenn das Rentenniveau gehalten werden kann, sinkt die Nettorente. Denn für jeden Rentenjahrgang steigt in den kommenden Jahren die Steuerlast sukzessive an. Wer in 2018 in den Ruhestand geht, muss beispielsweise 76 Prozent der Rente versteuern. Für heutige Arbeitnehmer:innen, die 2040 in Ruhestand gehen, gilt sogar: Steuern fallen auf 100 Prozent der gesetzlichen Rente an. Wer dann im Ruhestand noch reisen, shoppen und das Leben genießen möchte, muss also privat vorsorgen – und damit möglichst früh beginnen.

Je eher jemand beginnt, vorzusorgen, desto weniger muss er auf Dauer einzahlen – und desto höher ist das Vermögen, das er für das Alter aufbauen kann. Dubrau empfiehlt deshalb, schon während der Ausbildung oder des Studiums einen Sparplan für das Alter anzulegen. Wenn das Gehalt später steigt, kann die Sparrate aufgestockt oder die Altersvorsorge ausgebaut werden.

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Ronny Dubrau, Vorsorgespezialist der HypoVereinsbank, über die häufigsten Fehler bei der privaten Vorsorge

Wer früh anfängt, hat obendrein einen weiteren Vorteil: Er kann die Zeit für sich arbeiten lassen und in der Regel getrost auf Aktien setzen – als Direktanlage oder in Form von Investmentfonds. „Wer viel Zeit hat, kann meist Schwankungen am Markt gelassen entgegensehen. Denn gerade in Krisen sind die Kurse niedrig, die Aktien und Fondsanteile werden dann günstig eingekauft“, erklärt Ronny Dubrau den sogenannten Cost-Average-Effekt. Etwa zehn Jahre vor dem geplanten Ruhestand sollten Sparer das Aktienrisiko reduzieren und zum Beispiel in einen Rentenfonds, Geldmarktanteile oder andere Absicherungsinstrumente umschichten. Ein aktuelles Rechenbeispiel des Bundesverbands deutscher Banken zeigt: Wer 30 Jahre lang jeden Monat 100 Euro in den Dax investiert hätte, hätte heute bei einer Nettoinvestition von 39.000 Euro ein stattliches Vermögen von etwa 123.000 Euro erwirtschaftet.

Die Immobilie als Altersvorsorge: überschätzt

Wer seine Ersparnisse hingegen auf Spar- oder Tagesgeldkonten sammelt, dürfte später enttäuscht sein. Die derzeitigen Niedrigzinsen gleichen kaum die Inflation aus – real machen diese Sparer jedes Jahr Verlust. Auch die eigene Immobilie sollte bei der privaten Altersvorsorge nicht überschätzt werden. „Fraglos ist es erstrebenswert, im Alter mietfrei zu wohnen – abbeißen kann man von seinem Haus allerdings nichts“, erläutert Ronny Dubrau drastisch. Auch rücke bei manchem Immobilieninteressenten der Kostenfaktor der eigenen vier Wänden gedanklich in den Hintergrund. Dabei stehen nach etwa 20 Jahren regelmäßig umfangreiche Renovierungsarbeiten an. Dazu kommen kleinere Reparaturen – alles Stressquellen im verdienten Ruhestand.

Empfehlenswerter sei es, in Ergänzung zum Eigenheim auf einen ausgewogenen Mix aus fondsgebundenen Rentenversicherungen, Fondssparplänen und Riester-Rente zu setzen. Das „Riestern“ lohnt sich vor allem wegen der staatlichen Förderung. Die sogenannte Grundzulage wird jährlich gezahlt und beträgt bis zu 154 Euro – ab dem 1. Januar 2018 sogar bis zu 175 Euro. Für jedes kindergeldberechtigte Kind, das ab 2008 geboren wurde, erhalten Riester-Sparer eine jährliche Kinderzulage von 300 Euro. Für kindergeldberechtigte Kinder, die vor 2008 geboren wurden, gibt es 185 Euro pro Jahr. Außerdem können Sparer die Aufwendungen für die Altersvorsorge steuerlich geltend machen. Die Riester-Rente muss zwar im Alter versteuert werden – dann sind die individuellen Steuersätze jedoch meist geringer.

Private Vorsorge: Beispiele aus dem Leben

Nachgelagerte Besteuerung, Zulagen, Einmaleinzahlungen: Wie können eigentlich konkrete Vorsorgelösungen für unterschiedliche Lebenssituationen aussehen? Typische Praxisbeispiele finden Sie in der Bildergalerie.

Klicken Sie sich durch: Das erste Motiv stellt jeweils die Protagonisten vor. Anschließend liefert das zweite Motiv eine mögliche Vorsorgestrategie.


Materielle Wünsche überlagern den Vorsorgegedanken

Trotz allem fällt es Ronny Dubrau schwer, seine Kund:innen für das Thema Altersvorsorge zu begeistern. „Vielen fehlt das Vertrauen in die Zukunft des Euro und der Rente. Andere wollen nicht auf Konsum verzichten“, weiß er aus der Praxis. Von den ersten Gehältern würden erst einmal materielle Wünsche erfüllt wie die Einrichtung der ersten Wohnung oder ein Auto. Später muss die eigene Immobilie abbezahlt werden. So werden stets andere Themen höher priorisiert als die Altersvorsorge. Ein weiteres Problem: Das Leben in den Metropolen ist teuer, das Gehaltsniveau dagegen gerade während der Ausbildung und in den ersten Berufsjahren vergleichsweise gering. „Viele Menschen wissen aber auch gar nicht so genau, wofür sie ihr Geld ausgeben“, sagt Ronny Dubrau, der dann erst einmal eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung aufstellt.

Sicher ist eines: Wird die Vorsorge auf die lange Bank geschoben, kann das negative Konsequenzen haben. Dubrau erinnert sich an einen anderen Kunden, der vorzeitig in Ruhestand gehen wollte. Die Analyse seiner Rentensituation schockierte ihn: Seine Dachgeschosswohnung in München hätte er sich mit dem reduzierten Altersgeld nicht mehr leisten können, genauso wenig wie die erträumten Fernreisen. So war klar: Er muss wirklich bis zum letzten Tag arbeiten, um im Ruhestand überhaupt über die Runden zu kommen. Seine Versorgungslücke konnte er zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr schließen. „Wer erst mit über 50 anfängt, für das Alter vorzusorgen, ist viel zu spät dran“, warnt Dubrau. Seine Träume vom unbeschwerten Ruhestand könne man sich dann kaum mehr erfüllen.

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